Prognosebericht

Erwartung zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und zur Branchenentwicklung

Das Jahr 2022 war im Euroraum von einer massiven Inflation geprägt, die phasenweise den zweistelligen Bereich tangierte. Anhaltende Lieferengpässe durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie gestiegene Energiepreise durch den Ukraine-Krieg sind Inflationstreiber, die auch in das Jahr 2023 hinein ihre Wirkung entfalten werden. Für das Jahr 2023 rechnen wir jedoch aufgrund von Basiseffekten und in der Folge staatlicher Maßnahmen wie den Strom- und Gaspreisbremsen mit einem leichten Rückgang der Inflationsrate. Als Reaktion auf die Inflation beendete die EZB im abgelaufenen Jahr abrupt die vorherrschende Niedrigzinsphase und hob den Leitzins in mehreren Schritten stark an. Diese Politik dürfte sich auch im Jahr 2023 in etwas abgeschwächter Form fortsetzen, sodass das Zinsniveau im Laufe des Jahres noch weiter leicht ansteigen sollte.

Für Anfang 2023 ist das temporäre Abrutschen der Wirtschaft im Euroraum in eine technische Rezession wahrscheinlich. Im Laufe des Jahres dürfte sich jedoch die Konjunktur dann wieder erholen und die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte mit kräftigeren Raten zulegen. Unwägbarkeiten aufgrund der verschiedenen weltweiten Krisensituationen, insbesondere des anhaltenden Ukraine-Krieges mit seinen vielschichtigen Auswirkungen, erschweren jedoch eine seriöse Prognose.

Für Versorgungseinrichtungen wie die KZVK besteht die Herausforderung darin, nach einer historisch langen Niedrigzinsphase, deren Folgen sich in vielen Portfolien in Form gesunkener durchschnittlicher Einstandsrenditen festverzinslicher Wertpapiere manifestierten, nun den unvorhergesehenen Marktwertschwankungen der Kapitalanlage mit ruhiger Hand zu begegnen und von der neuen Zinsumgebung zu profitieren.

Strategische Ausrichtung und voraussichtliche Entwicklung der KZVK

Unmittelbare Auswirkungen der beschriebenen gesamtwirtschaftlichen Lage im Hinblick auf etwaige Trends in den Bereichen Beitragsentwicklung, Sterblichkeit, Entwicklung bei den Versichertenzahlen und Beteiligten sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht festzustellen. Für das Jahr 2023 anstehende Tarifabschlüsse werden jedoch unter dem Eindruck der anhaltend hohen Inflation das Niveau der Lohnsteigerungen der Vorjahre erwartungsgemäß überschreiten. Als Folge daraus könnte das planmäßige Wachstum der Beiträge im Jahr 2023 stärker ausfallen und sich somit der Netto-Zahlungsstrom der Beiträge abzüglich der Renten insgesamt auch in den Folgejahren nachhaltig positiver entwickeln.

Die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen für die Beteiligten sind indes weiterhin als sehr anspruchsvoll einzustufen. Anhaltender Fachkräftemangel sowie steigende Kosten mindern mittelfristig die Ertragskraft in den Sektoren Krankenhäuser, Pflegeheime und der mobile Altenpflege, in denen mehr als die Hälfte der Pflichtversicherten der KZVK tätig sind. Daher werden festgestellte Trends wie die Konsolidierung am Krankenhausmarkt, die sich absehbar auch im Jahr 2023 fortsetzen wird und in ihren Auswirkungen für die KZVK noch schwer zu beurteilen ist, besonders beobachtet. Dabei stehen die möglichen Auswirkungen auf das zukünftige Beitragsaufkommen der KZVK im Fokus. Vor dem Hintergrund dieser Unwägbarkeiten ist die nachfolgende Beurteilung der Bestandsentwicklung unter Vorbehalt zu betrachten.

Die Zahl der Pflichtversicherten wird analog zum Trend der Vorjahre voraussichtlich weiterhin leicht ansteigen. Gleichzeitig wird die Zahl der Versorgungsempfängerinnen und -empfänger durch Renteneintritte stärker ansteigen als die der Pflichtversicherten. Dieser Trend führt auch 2023 dazu, dass der Betrag der Rentenzahlungen sich mäßig an den Betrag der Beitragszahlungen annähert, diesen jedoch weiterhin stark unterschreitet. Die KZVK bleibt im Bereich der Pflichtversicherung also auf einem Wachstumspfad. Bei der Anzahl der Beteiligten wird im Jahr 2023 gemäß dem Trend der Vorjahre mit einem leichten Rückgang gerechnet. Durch den vorherrschenden Trend zu Konsolidierungen werden die Versicherten tendenziell auf weniger rechtliche Einheiten verteilt.

Für das Jahr 2023 rechnet die KZVK mit einem Anteil der Pflichtversicherten mit aktiver freiwilliger Versicherung von gut vier Prozent. Die freiwillige Versicherung wird seit Einführung des neuen Tarifs zum 01. Januar 2022 aktiv unter dem Namen „MehrWert“ beworben. Der neue Tarif ersetzt den Tarif 2016 und eröffnet den Versorgungsberechtigten eine weiterhin attraktive zusätzliche Möglichkeit zur Altersvorsorge. Trotz eines niedrigeren Rechnungszinsniveaus kann mit dem Tarif durch die konkrete Möglichkeit für wettbewerbsfähige Überschussbeteiligungen ein attraktives Leistungsniveau dargestellt werden. Im Jahr 2022 konnten die Versicherten trotz des schwierigen Kapitalmarktumfelds erstmalig von dieser Überschussbeteiligung profitieren. Insgesamt wird jedoch vorerst weiterhin mit einem Rückgang der Anzahl der Versicherten gerechnet, da die Zahl der Renteneintritte und Beitragsfreistellungen auch 2023 höher ausfallen dürfte als die der Neuzugänge. Mittelfristig geht die KZVK wieder von einer deutlich steigenden Anzahl an Neuzugängen aus. Die Anzahl der Versorgungsempfängerinnen und -empfänger in der freiwilligen Versicherung wird sich auch im Jahr 2023 weiter deutlich erhöhen.

Im Bereich der Kapitalanlage wird die KZVK im Jahr 2023 vom stark angestiegenen Zinsniveau profitieren. Das voraussichtliche Marktumfeld bietet die Möglichkeit, Neuinvestitionen im Bereich der festverzinslichen Titel des Direktbestands mit hohen Bonitäten einzugehen, die renditeseitig deutlich über dem Niveau der Vorjahre liegen. Dies bedeutet, dass für den Portfolioanteil, der zur langfristigen Bedeckung der passivseitigen Zahlungsverpflichtungen dient, von einer leichten Erhöhung der durchschnittlichen Einstiegsrendite ausgegangen werden kann.

Da die enthaltenen Wertpapiere zudem grundsätzlich bis zur Endfälligkeit gehalten werden, können Marktwertverluste der Bestandspapiere, die im abrupten Anstieg des Zinsniveaus begründet liegen, als vorübergehend eingestuft werden, sodass das Jahresergebnis davon erwartungsgemäß nicht negativ beeinflusst wird. Aufgrund der äußerst konservativen Anlagepolitik in diesem Teil des Portfolios ist zudem, trotz der schwierigen Wirtschaftslage, von keiner signifikanten Kreditwürdigkeitsverschlechterung der Emittenten auszugehen.

Die Zusammensetzung des Anteils der Kapitalanlage, der primär nicht der Bedeckung der passivseitigen Zahlungsverpflichtungen, sondern dem Erwirtschaften der notwendigen Zusatzrendite zur Erreichung der Zielnettoverzinsung dient, wird den geänderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Rechnung tragen. Im Rahmen der überarbeiteten strategischen Anlageallokation ist vorgesehen, die nun höher verzinslichen und somit attraktiveren Fremdkapitalanlageklassen, entgegen dem Trend der Vorjahre, wieder stärker in den Fokus zu rücken und die Aktienquote zugunsten dieser Anlageklassen zu reduzieren. Aufgrund der hohen Unsicherheit werden die Kapitalmärkte 2023 von weiterhin hoher Volatilität an den Aktienmärkten sowie möglichen nachgelagerten Bewertungsrückgängen bei nicht-börsennotierten Wertpapieren geprägt sein. Die KZVK stellt sich dieser Herausforderung unter anderem durch die fortlaufende Überprüfung und Weiterentwicklung der bereits implementierten Overlay-Mandate für Aktien und Währungen sowie eine breite Streuung der Kapitalanlage auf verschiedene Anlageklassen in diesem Portfolioteil.

Basis der Kapitalanlagetätigkeit bleibt die Orientierung an den langfristigen versicherungsseitigen Verpflichtungen und ein entsprechend ausgerichtetes Risikomanagement. Bezogen auf den mittleren Kapitalanlagebestand wird für 2023 eine Nettoverzinsung von 3,25 Prozent angestrebt.

Die KZVK bewegt sich im Jahr 2023 weiter auf dem von ihr eingeschlagenen strategischen Entwicklungspfad, der durch eine verstetigte Nettoverzinsung den Kapitaldeckungsgrad über die nächsten Jahre sukzessive auf mindestens 80 Prozent im Jahr 2026 ansteigen lassen soll, soweit es die vorhandenen Bewertungsreserven zulassen.

Aufgrund des nicht durch Eigenkapital gedeckten Ausgleichspostens stehen der Deckungsrückstellung auf der Passivseite weniger Vermögenswerte auf der Aktivseite gegenüber, die ertragbringend angelegt werden können. Dies muss bei der Beurteilung des erwarteten Jahresergebnisses berücksichtigt werden. Dadurch reicht der aktuell für den Zeitraum der Angleichungsphase erhobene auskömmliche Beitrag von 6,00 Prozent bis auf Weiteres noch nicht aus, um ein ausgeglichenes Jahresergebnis zu erzielen. Die KZVK rechnet daher im Jahr 2023 wieder mit einem Jahresfehlbetrag.

Köln, 06. April 2023

Der Vorstand

Christian Loh

(Vorstandsvorsitzender)

Dr. Oliver Lang

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