Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Die Konsolidierungsmaßnahmen der (Erz-)Bistümer wurden auch im Berichtsjahr weiter fortgesetzt. Im Zuge dessen wurden Kirchengemeinden und ihre Einrichtungen zu größeren Einheiten zusammengeschlossen und Kindergärten von Kirchengemeinden auf Betriebsgesellschaften übertragen. Dies hat bislang keine negativen Auswirkungen auf die Anzahl der Pflichtversicherten im verfasst-kirchlichen Bereich.

Ungefähr drei Viertel aller Pflichtversicherungsverhältnisse der KZVK sind den Bereichen Krankenhäuser, Altenheime, mobile Altenpflege und Kindergärten zuzuordnen. Mit einem Drittel stellen die Krankenhäuser die größte Gruppe der Versicherten der KZVK. In diesen Bereichen besteht unverändert ein hoher Personalbedarf.

Die Anzahl der Pflichtversicherungsverhältnisse hat weiter zugenommen, obwohl bundesweit ein Fachkräftemangel beklagt wird und offene Stellen nicht durchgängig besetzt werden können. Dieser Anstieg der Versichertenzahlen deutet darauf hin, dass die kirchlichen und karitativen Träger in der medizinischen Versorgung, Altenpflege und Kinderbetreuung weiterhin stark positioniert sind und erfolgreich Maßnahmen ergreifen, um trotz begrenzter finanzieller Mittel und des bestehenden Fachkräftemangels ihren Personalbedarf weitestgehend zu decken.

Wirtschaftliche Entwicklung 2022

Nach den von der Corona-Pandemie dominierten Vorjahren zeichnete sich für das Jahr 2022 weltweit eher eine Entspannung im gesundheitlichen Sektor ab. Zwar beherrschte die Pandemie zum Jahresanfang mit der Omikron-Variante noch die Schlagzeilen, doch wurden die bestehenden Corona-Regeln in den meisten Ländern im Zeitablauf immer weiter gelockert. Grundsätzlich abweichend verhielt sich die Volksrepublik China, die auch im Jahr 2022 an ihrer Null-Covid-Politik festhielt und erst ab Januar 2023 zu Lockerungen überging.

Politisch erfuhr die Welt mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 eine Zäsur. Der von russischer Seite wahrscheinlich nur als zeitlich begrenzter Feldzug geplante kriegerische Akt entwickelte sich in kurzer Zeit zum größten Krieg in Europa seit 1945 und führte zu entsetzlichem Leid und menschlichen Tragödien. Die westliche Staatengemeinschaft reagierte geschlossen gegenüber dem russischen Staat und seinen politischen Repräsentanten mit dem Abbruch wirtschaftlicher Beziehungen sowie umfassenden Sanktionen.

Die Ukraine selbst wurde durch massive Hilfsleistungen der westlichen Staaten unterstützt, die sich zunächst auf humanitäre Leistungen und die Aufnahme von Flüchtlingen konzentrierten. Im Jahresverlauf wurden diese jedoch zunehmend auch auf die Bereitstellung militärischer Güter ausgedehnt.

Im pazifischen Raum nahmen die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China – nicht zuletzt durch die Nominierung von Xi Jinping für eine dritte Amtszeit als Staatspräsident seitens der kommunistischen Partei Chinas – weiter zu. Dies fand seinen Ausdruck in der Verschärfung des diplomatischen Tons und der Verhängung von neuen Sanktionen. Zentraler Streitpunkt blieb weiterhin die Behandlung Taiwans. Die politischen Spannungen wurden auch von einer zunehmenden wirtschaftlichen Separation begleitet, die versucht, Schlüsseltechnologien im eigenen Wirtschaftsraum zu sichern und möglichen Konkurrenten vorzuenthalten.

In Europa führten die Präsidentschaftswahlen in Frankreich zu einer Bestätigung von Emmanuel Macron mit seiner liberalen pro-europäischen Partei „Renaissance“ im Amt, während in Italien ein eher europaskeptischer Mitte-rechts-Block unter der Führung von Giorgia Meloni mit ihrer nationalkonservativen Partei „Fratelli d’Italia“ die Regierung übernahm. In beiden Ländern war eine Stärkung rechtspopulistischer europaskeptischer Parteien zu verzeichnen, die jedoch im Berichtszeitraum noch keine wesentlichen europapolitischen Richtungsänderungen entfalteten. Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung lassen diese aber die Frage nach einem gemeinsamen Verständnis europäischer Werte wieder aktuell erscheinen.

Ökonomisch erwies sich das Jahr 2022 als außerordentlich herausfordernd, da langjährige internationale realwirtschaftliche Vernetzungen, Arbeitsteilungen und Kooperationen in Frage gestellt wurden und nun grundlegend überdacht und vielfach durch neue ersetzt werden mussten. Besonders deutlich wurde dies für Deutschland, aber auch für Italien und Ungarn im Hinblick auf die Energieabhängigkeit von Russland. Die betroffenen Staaten mussten hier schnell tragbare Lösungen entwickeln, die die wirtschaftliche Versorgung sicherstellten und die politische Handlungsfähigkeit nicht zu stark beeinträchtigten. Hinzu kamen die weiter andauernden Lieferengpässe in verschiedenen Branchen, die sich nur langsam auflösten. Zum zentralen Thema entwickelte sich im Jahresverlauf die Inflation, die zwar schon im Jahr 2021 einen Wiederanstieg verzeichnete, jedoch im Jahr 2022 mit großer Dynamik seit Jahrzehnten nicht mehr gesehene Höchstwerte erreichte. So betrug die Inflation in Deutschland im Durchschnitt für das Jahr 2022 7,9 Prozent und überschritt im Herbst sogar kurzzeitig die Schwelle von 10,0 Prozent. In den Vereinigten Staaten ermittelt sich für das Gesamtjahr 2022 eine durchschnittliche Inflation von 8,0 Prozent, die ihren Höhepunkt mit 9,1 Prozent aber schon in der Mitte des Jahres erreichte. Weltweit ist für das Jahr 2022 von einer Inflationsrate von 9,5 Prozent auszugehen.

Diese Entwicklung zwang die Notenbanken der westlichen Staaten endgültig zur Abkehr von der in vergangenen Jahren betriebenen Niedrigzinspolitik und führte in kurzer Zeit zu deutlichen Zinserhöhungen. So trieb die Federal Reserve Bank der Vereinigten Staaten die Leitzinsen im Jahr 2022 in insgesamt sieben Schritten ausgehend von 0,25 Prozent zum Jahresanfang auf einen Höchstwert von 4,50 Prozent. Die Europäische Zentralbank folgte ab Juli 2022 mit vier Zinsschritten und einer Erhöhung des Leitzinses von -0,50 Prozent auf 2,00 Prozent. Ähnliche Schritte waren auch bei anderen Notenbanken weltweit zu beobachten.

An den Kapitalmärkten sorgten die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen für große Verunsicherungen, die sich in erheblichen Wertschwankungen während des Berichtsjahres niederschlugen. Besonders betroffen waren die Aktienmärkte, die zunächst auf den Krieg in der Ukraine mit starken Kursverlusten reagierten und anschließend von den Zinserhöhungen der Notenbanken negativ beeinflusst wurden. Im Gesamtjahr fielen unter hohen Wertschwankungen der europäische Standardindex Euro-Stoxx 50 um 11,7 Prozent, der deutsche Hauptindex DAX um 12,4 Prozent und der amerikanische Dow-Jones-Index um 8,8 Prozent. Der vorwiegend Unternehmen aus dem Technologiebereich umfassende Nasdaq Composite in den USA fiel um 33,1 Prozent und der japanische Standardindex Nikkei um 9,5 Prozent.

Auf der Seite der festverzinslichen Kapitalanlagen führten die Zinsanstiege einerseits zu hohen Kursverlusten, machten andererseits Neuanlagen im festverzinslichen Bereich jedoch auch wieder attraktiver. So stieg die Rendite von Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit in Deutschland von -0,18 Prozent zum Jahresanfang auf 2,57 Prozent zum Jahresende 2022 und in den Vereinigten Staaten von 1,51 Prozent auf 3,87 Prozent. Auch die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen weiteten sich in Europa und den Vereinigten Staaten wieder aus, sodass für europäische Unternehmensanleihen mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit und einer Laufzeit von zehn Jahren Renditen in Höhe von über 4,0 Prozent erzielt werden konnten. Europäische Hochzinsanleihen mit einer Laufzeit von über zehn Jahren erzielten Renditen von über 7,0 Prozent. Für US-Unternehmensanleihen mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit und einer Laufzeit von zehn Jahren waren Renditen von knapp unter 5,0 Prozent, für US-Hochzinsanleihen von ca. 8,0 Prozent zu vermelden.

Auf der Währungsseite zeigten sich die weltweiten politischen und ökonomischen Spannungen vor allem in der sehr schwankungsreichen Wertentwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar. So bewegte sich der Wert für einen Euro zwischen 1,15 US-Dollar am 10. Februar 2022 und 0,96 US-Dollar am 27. September 2022, um bis zum Jahresende 2022 wieder auf 1,08 US-Dollar zu steigen.

Von der negativen Entwicklung an den Kapitalmärkten blieb auch die KZVK nicht verschont. Über das Jahr 2022 gesehen kam es zu einem erheblichen Rückgang der stillen Reserven, vor allem bei den börsennotierten Kapitalanlagen. Verantwortlich dafür waren neben Aktienkursverlusten, die zum Teil durch Sicherungsgeschäfte reduziert werden konnten, vor allem Kursrückgänge im Bestand der festverzinslichen Wertpapiere infolge des Anstiegs der Zinsen und Risikoaufschläge. Deutlich weniger negativ zeigte sich die Wertentwicklung im Berichtsjahr an den eher illiquiden Märkten der nicht börsennotierten Kapitalanlagen. Die in den letzten Jahren konsequent betriebene Stärkung der Anlageklassen Private Equity, Infrastruktur, Private Debt sowie der Aufbau eines weltweit diversifizierten Portfolios an Immobilienfonds ermöglichte daher gemeinsam mit den Zinserträgen im Wesentlichen die Erzielung einer Nettoverzinsung im angestrebten Bereich. Zudem gelang es in der Neuanlage festverzinslicher Titel, den Zinsanstieg zu nutzen und attraktive Renditen über der Zielverzinsung zu erzielen.

Mit dem Andauern des Krieges in der Ukraine, den sich verschärfenden politischen Spannungen in Asien, der nachhaltig hohen Inflation und einer für Deutschland und die Eurozone unter anderem aufgrund der hohen Energiepreise drohenden Rezession wird die Kapitalanlage auch im Jahr 2023 sehr herausfordernd bleiben. Die KZVK wird die Märkte daher weiterhin konzentriert beobachten und ihre Anlagestrategie den veränderten Rahmenbedingungen anpassen, um ein Erreichen der Zielverzinsung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu gewährleisten.

Geschäftsverlauf und Entwicklung bei den Versicherten und Beteiligten sowie den Renten-empfängerinnen und -empfängern

Die Anzahl der Beteiligten ist durch verschiedene Umstrukturierungsmaßnahmen im kirchlichen Bereich auch im Jahr 2022 weiter gesunken. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Pflichtversicherungsverhältnisse weiter gestiegen. Die Anzahl der freiwillig Versicherten ist weiter zurückgegangen.

Versicherte und Beteiligte

Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre ist in der folgenden Tabelle dargestellt:

2022 Veränderung
in %
2021 Veränderung
in %
2020
Pflichtversicherte 610.829 1,11 604.151 1,53 595.037
Pflichtversicherungsverhältnisse 616.537 1,17 609.385 1,47 600.561
Beitragsfrei Pflichtversicherte 836.336 4,03 803.902 3,55 776.379
Freiwillig Versicherte 28.198 -5,24 29.756 -5,11 31.357
Freiwillige Versicherungsverträge 28.903 -5,29 30.518 -5,23 32.203
Beitragsfrei freiwillig Versicherte 17.582 1,34 17.349 1,98 17.012
Beteiligte 5.195 -1,54 5.276 -1,18 5.339
davon partiell Beteiligte 248 3,77 239 3,46 231
Abrechnungsstellen 12.736 -3,52 13.200 -0,86 13.314

Die Anzahl der Pflichtversicherungsverhältnisse ist um 1,17 Prozent (Vorjahr: 1,47 Prozent) und absolut um 7.152 (Vorjahr: 8.824) und damit weniger stark als im Vorjahr angewachsen. Der Zuwachs bei den beitragsfrei Pflichtversicherten liegt mit 4,03 Prozent (Vorjahr: 3,55 Prozent) über der Steigerungsrate des Vorjahres.

Nach einem starken Wachstum in den ersten Jahren nach der Umstellung des Versorgungssystems auf das Punktemodell­ und der Einführung der freiwilligen Versicherung ist die Anzahl der Verträge der freiwilligen Versicherung mit laufenden Beitragszahlungen seit 2016 rückläufig. Der Rückgang in der freiwilligen Versicherung erklärt sich durch eine geringe Zahl an Neuzugängen in den Tarifgenerationen ab 2016, sodass die Abgänge durch Rentenfälle und Beitragsfreistellungen nicht vollständig ausgeglichen werden können. Der seit Anfang 2022 angebotene neue Tarif der freiwilligen Versicherung konnte diesen Trend vorerst noch nicht umkehren.

Rentenempfängerinnen und -empfänger

Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre ist in der folgenden Tabelle dargestellt:

2022 Veränderung
in %
2021 Veränderung
in %
2020
Gesamtzahl der Renten­-empfängerinnen und -empfänger 219.843 5,37 208.647 5,78 197.241
davon Altersrenten- empfängerinnen und -empfänger 183.745 6,17 173.069 6,71 162.191
davon Erwerbsgeminderte 19.650 0,40 19.572 -0,11 19.594
davon Witwen und Witwer 15.368 3,29 14.879 4,07 14.297
davon Waisen 1.080 -4,17 1.127 -2,76 1.159
Durchschnittliche Monatsrente in € 289 0,35 288 0,88 285
für Altersrenten- empfängerinnen und -empfänger in € 305 0,33 304 0,42 303
für Erwerbsgeminderte in € 230 1,32 227 1,62 224
für Witwen und Witwer in € 191 0,00 191 -0,05 191
für Waisen in € 39 2,63 38 2,68 37

Die Anzahl der Personen, die Rente beziehen, steigt kontinuierlich an, da es unverändert deutlich mehr Zugänge an neuen Rentnerinnen und Rentnern als Abgänge aufgrund von Todesfällen gibt. Dies liegt in erster Linie daran, dass die KZVK erst 1976 gegründet wurde und die Anzahl der Rentenübertritte noch bis zum Renteneintritt des stärksten Geburtsjahrgangs der Bundesrepublik Deutschland (1964) ansteigen wird. Bei insgesamt weiter steigenden Zahlen von Rentnerinnen und Rentnern haben sich die durchschnittlichen monatlichen Renten nur wenig gegenüber dem Vorjahr verändert. Die durchschnittliche Monatsrente aller Personen, die Rente beziehen, ist um 0,35 Prozent gestiegen.

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