Interview: Umgang mit dem Fachkräftemangel
Gesine Libor, Personalleiterin der KZVK
Der Fachkräftemangel zählt bei vielen unserer Beteiligten zu den größten Herausforderungen. Wie sich die Veränderungen auf den Arbeitsmarkt auswirken und wie die KZVK dem begegnet, berichtet Gesine Libor, seit 2022 Personalleiterin der KZVK.
Was hat sich bei der Personalsuche in den vergangenen Jahren verändert?
Die Erwartungen der Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger an ihren zukünftigen Arbeitgeber sind deutlich gestiegen. Das gilt nicht nur beim Gehalt. Die Young Professionals legen großen Wert auf ein gutes Arbeitsklima und eine Unternehmenskultur im Sinne von Transparenz, Eigenverantwortung, Wertschätzung und Gestaltungsspielraum. Außerdem schauen sie genau hin, wie sich ethische Aspekte im Handeln des Unternehmens und in seinen Produkten widerspiegeln.
Nachhaltigkeit, Vielfalt, Integration und Lohngerechtigkeit sind hier zentrale Stichworte. Werden Versprechen nicht eingehalten, entscheiden sich junge Leute schneller, ein Unternehmen wieder zu verlassen. Und natürlich werden eine Work-Life-Balance, ein gesicherter Arbeitsplatz und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer wichtiger.
Vor welchen Herausforderungen steht die KZVK bei der Mitarbeitendenbindung und -gewinnung?
Neun von zehn Bewerberinnen und Bewerbern kennen die KZVK nicht. Das ist ein Nachteil, das müssen wir ändern. Hierbei spielen das Internet und die sozialen Medien eine wichtige Rolle. Durch sie sind die Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt zunehmend transparenter. Das klingt im ersten Moment nach Risiko. Es bietet uns aber Möglichkeiten, zu zeigen, wer die KZVK ist und wofür sie steht.
Unser Ziel ist es, als attraktive und zukunftsfähige Arbeitgeberin wahrgenommen zu werden, um die Arbeitskräfte für die KZVK zu gewinnen, mit denen wir unsere Aufgabe bestmöglich erfüllen können.
Ein anderer wichtiger Faktor ist der demografische Wandel. Er wirkt sich immer stärker aus. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Es muss uns gelingen, deren Wissen zu sichern, bevor sie die KZVK verlassen. Zudem ist jetzt schon klar, dass wir nicht alle Stellen neu besetzen können, weil die Anzahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für den aktiven Arbeitsmarkt kontinuierlich zurückgeht. Digitale Assistenzsysteme auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) und Automation können Bausteine sein, um diese Lücken zu füllen.
Wie versucht die KZVK, Fachkräfte für sich zu gewinnen?
Zunächst gilt für uns: Mitarbeitendenbindung ist das neue Recruiting. Unsere Beschäftigten zu halten, hat oberste Priorität. Hierbei spielen unsere Führungskräfte eine wichtige Rolle. Gute Führung ist zentral dafür, dass die Mitarbeitenden im Unternehmen Wertschätzung erfahren und sich wohlfühlen. Dazu gehört es auch, Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Beim Recruiting ist es wichtig, authentisch zu bleiben. Wir dürfen nicht versprechen, was wir nicht halten können, und wir müssen halten, was wir versprechen. Wir entwickeln uns als Arbeitsgeberin stetig weiter, um den sich ändernden Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden.
Vor allem aber müssen wir voranstellen, was wir zu bieten haben, und das ist nicht wenig. Wir bieten sichere, sinnstiftende Arbeitsplätze und eine in die Zukunft gerichtete Unternehmenskultur, die in vielen Punkten den Vorstellungen junger Menschen entspricht. Dazu gehört auch unsere Mission: einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation im Alter leisten für die Menschen, die bei unseren beteiligten katholischen Arbeitgebern beschäftigt sind.